Die FOS/BOS Friedberg feiert eine phänomenale Premiere: Die erste Open-Mind-Night!
Unter dem Motto „Vielfalt & Toleranz“ fand am Donnerstagabend, dem 10.02.2022, eine ganz besondere Veranstaltung in der Aula der Beruflichen Oberschule statt: Engagierte Schüler*innen stellten ihre besonderen Talente unter Beweis und erhoben ihre Stimmen gegen sämtliche Arten der Diskriminierung.
Aufgrund der Pandemie und einem strengen Hygienekonzept waren nur tagesaktuell getestete Schüler*innen sowie Lehrkräfte im Publikum anwesend, die die Performer*innen auf der Bühne kräftig anfeuerten und bejubelten.
Vielseitiges Bühnenprogramm mit einer gemeinsamen Botschaft
Nachdem die Schulleiterin Hermine Scroggie alle Gäste und Organisierenden herzlich willkommen hieß, leiteten die beiden äußerst professionellen und abwechslungsreichen Moderatorenteams Michele Hargesheimer (F13GB) und Andy Gorgis Rizqo (F12SD) sowie Lojeena Al-Mateiri und Leonie Ratzeck (beide F10B) durch einen sehr kurzweiligen Abend. Einen emotionalen Auftakt bildete das Duo Vanessa Kindler und Myra Twyman (beide F12GD), das sich mit ihrem Poetry Slam „Diabetes“ einer Krankheit annahm, die in unserer Gesellschaft viel zu wenig Aufmerksamkeit erhält. Reyhan Sahin (F12GD) brachte die Zuhörer*innen im Anschluss mit ihrem sozialkritischen und tief bewegenden Text „Was es heißt, Ausländer zu sein“ zum Nachdenken. Neben zahlreichen Slammern wurde die Bühne aber kurzerhand auch zur Kinoleinwand umfunktioniert, denn als Nächstes präsentierte die 11-köpfige Schülergruppe unter Regie von David Clauß (F11TA) ihren aufrüttelnden Film „Dead inside“ über den hohen Druck vor allem unter Jugendlichen, dazugehören zu wollen und den damit verbundenen oft fatalen psychischen Folgen.
Nach einer solch eindrücklichen Inszenierung folgte direkt das nächste Highlight mit politischer Botschaft, als die beiden Sängerinnen Kim Kratsch (F11SF) und Joelle Frisch (F12SD) „Imagine“ von den Beatles performten. Auch im zweiten Teil des Abends begeisterten die beiden mit einem weiteren Lied „Teenage Mind“ das Publikum. Natürlich war es dann wieder Zeit für einen Poetry Slam, den Selina Hetter (F10B) stark und selbstbewusst in Szene setzte. Ihr Anliegen war es in „Nein heißt nein“ über sexuelle Gewalt aufzuklären und ein Statement gegen Missbrauch zu setzen. Auch Carolin Münch (F12GD) griff dieses drängende Problem später noch einmal auf und sorgte bei den Zuschauer*innen mit ihrem Text „Unsere Gesellschaft“ für einen absoluten Gänsehautmoment. Sich klar und selbstbewusst gegen jegliche Formen der sexuellen Gewalt zu richten, war somit eine zentrale Botschaft des Abends.
Bevor sich über eine Schattenwand auch kürzere Wünsche an eine tolerante Gesellschaft auf anonymen Wege Gehör verschafften, verzauberte Soundiata Bayo (F12SC) mit seinen drei perfekt dargebotenen Klavierstücken aus „Die fabelhafte Welt der Amélie“ für mehrere Minuten das Publikum. Mit der ehrlichen und zutiefst berührenden Message „Ich liebe mich“ für Selbstachtung von Jasmin Berg (F12GD) fand der erste Teil des Abends schon beinahe seinen Abschluss, doch nicht ohne die von allen Schüler*innen gefeierte Lehrergruppe „Team Monty“. Die fünf Lehrkräfte präsentierten in kreativen Kostümen die Geschichte von Wanja, in dessen Haus ein frierender Hase, ein kecker Fuchs sowie ein großer Bär Zuflucht vor der kalten Wintersnacht suchen. Am nächsten Morgen befürchtet Wanja, diese faszinierende Geschichte von Toleranz und Nächstenliebe nur geträumt zu haben, entdeckt jedoch die Spuren im Schnee vor seiner Hütte. Unter tosendem Applaus verabschieden sich alle in eine zwanzigminütige Pause, in der unter freiem Himmel extra gefüllte Snack-Tütchen auf die Gäste warten.
Vorhang auf heißt es im zweiten Teil des Abends für die Theatergruppe! Sie gibt einen spannenden Einblick in ihr bald an der Schule zu bestaunendes Stück „Bombe“, das erhellende Einblicke in die Lage der Willkommens-Nation Deutschland in Sachen Integration und Vorurteile erwarten lässt. Elias Trinkl (F11SA) begeistert daraufhin das Publikum mit seinem äußerst mutigen und gesellschaftskritischen Slam „Deutschland – Land der Dichter und Querdenker“, der gewisse Parteiparolen mit der Zeit des Nationalsozialismus vergleicht und sich in seinem leidenschaftlichen Appell klar gegen diese Radikalisierung starkmacht. Erneut dürfen die Schüler*innen dann den eindringlichen Gedanken des Lehrers Sebastian Pütz lauschen, der sich in seinem Text für mehr Vielfalt und Toleranz in unserer Gemeinschaft ausspricht. Nach den zahlreichen Slams wurde es natürlich wieder Zeit für einen beeindruckenden und besonders persönlichen Filmbeitrag von Foteini Patsiora (F12SD), Ruwayda Yousf Mumin (F11GC) und Semanur Öksüm (F12GD). Sie zeigten den Zuschauer*innen auf herausragend herzliche und sympathische Weise, was es für sie heißt, in einer multikulturellen und toleranten Gesellschaft zu leben. Dabei haben sie auch sehr viel Mut bewiesen und offen über ihre Erfahrungen mit Rassismus gesprochen. Sie präsentierten so einen leidenschaftlichen Appell für mehr Vielfalt und Diversität! Vanessa Stebels (F11SF) sich anschließender Poetry Slam ging noch einmal besonders unter die Haut, als sie mit ihrem sehr emotionalen Text „Winter“ den großen Problemen von Depressionen eine starke Stimme schenkt.
Nun war der Abend auch schon bei den beiden letzten Slammerinnen angelangt. Lena Monerjan (F13GB) gab mit ihrem höchst kreativen Beitrag „Gedanken fließen ohne Punkt und Komma“ einen Einblick in ihre ganz persönlichen Ängste, Wünsche und Hoffnungen und setzte ein klares und lautes Zeichen für eine tolerante Gesellschaft. Anastasia Lieder (F12GD) brachte den Appell einer vielfältigen Gemeinschaft auf den Punkt, indem sie sich in „Gesellschaft“ klar für sexuelle Toleranz und Gleichberechtigung aussprach.
Perfekt zusammengefasst hat dies daraufhin der sehr gelungene Kurzfilm der SMV, in dem sich verschiedenste Portraits von Schüler*innen und Lehrkräften zum Wort „Vielfalt“ vereinten.
Was für ein gelungener Abend voller kreativer und kritischer junger Stimmen, an dem ein Highlight das nächste jagte! Doch was wäre diese Open Mind Night ohne ihr grandioses Zumba-Finale? Zum Schluss hieß es also Bühne frei für die Klasse F13S, die unter Leitung von Lucia Baar und Marie Grabmann eine mitreißende Choreographie zu Lady Gagas „Born this Way“ darbot und sogar ihren tanzenden Klassenleiter in ihrer Mitte hatte.
Für diese atemberaubende Ladung an Engagement und Mut bedankte sich das gesamte Schule ohne Rassismus-Team bei den zahlreichen Teilnehmenden, indem sie gemeinsam auf der Bühne „Applaus Applaus“ der Sportfreunde Stiller performten. Somit ging eine gelungene Open Mind Night im Zeichen von „Vielfalt & Toleranz“ zu Ende, die definitiv Wiederholungscharakter aufweist.
Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage
Auf diese fulminante Idee eines Abends „von Schüler*innen für Schüler*innen“ ist das 22-köpfige Team aus engagierten Lernenden und Lehrkräften unter Leitung von Sandra Binner gekommen, die in kreativer Zusammenarbeit das Netzwerk „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ zu neuem Leben erwecken. Besonders wichtig ist ihnen dabei, dass es sich um eine Selbstverpflichtung zu einer Schulkultur des Hinsehens handelt und keine einmalige Auszeichnung darstellt. In diesem Sinne sind wir auf die nächste Aktion gespannt.
Theresa Meyer – SOR-Team