Aus Fremden wurden Freunde!
„Hallo mein Name ist Majida und ich komme aus Syrien. Ich bin 30 Jahre alt und Mutter von 4 Kindern. Mein Mann und ich flohen aus Angst um unser aller Leben. Mein Mann kam vor 8 Monaten in Deutschland an und ich vor 6 Monaten mit unseren 4 Kindern. Insgesamt waren wir 15 Monate auf der Flucht. Wir lebten eine Zeit lang in der Türkei und unsere kleineste Tochter kam dort zu Welt. Jetzt sind wir hier in Deutschland. In Sicherheit, aber in einem fremden Land. Ich vermisse Syrien und ich vermisse meine Familie. Deutschland ist ein gutes Land, aber es ist nicht unsere Heimat. Jeden Tag denke ich an Zuhause, das Haus das wir hatten und an das Gefühl beheimatet zu sein!“
Seit Januar 2016 betreuen wir, Lorena und Wencke, eine sechsköpfige Familie aus Edlib in Syrien, die nun in einem 20 m² großen Zimmer im Autefagebäude (Röntgenstraße 1, 86316 Friedberg) zuhause sind.
Von Anfang an wurden wir mit offenen Armen aufgenommen und in die Gemeinschaft integriert. Gemeinsam haben wir gekocht, gespielt, gelernt, aber auch über die 15-monatige Flucht geredet. Zunächst mussten wir uns mit Händen und Füßen verständigen, doch inzwischen wissen wir, die einzelnen Gesten zu deuten und das Deutsch der gesamten Familie wird immer besser. Zudem bringen sie uns für jedes neu gelernte deutsche Wort das passende syrische Wort bei. Durch unsere Arbeit und die gemeinsam verbrachten Stunden, teilweise auch bis spät in die Nacht, durften wir eine für uns fremde Kultur kennenlernen. Syrische Tänze sowie ihr landestypisches Essen und ihre Werte und Normen wurden uns offengelegt. Besonders mit den vier Kindern haben wir viel Zeit draußen beim Fußball spielen oder am See verbracht. Inzwischen ist uns die Familie sehr ans Herz gewachsen und für uns ist es wie Zeit mit unseren Freunden zu verbringen. Außerdem sind wir auch Ansprechpartner für die Eltern, indem wir sie durch ihre Trauerzeit aufgrund des Verlustes ihrer Familienmitglieder im Krieg begleiten und ihnen zur Seite stehen. Sehr berührt hat uns ihre Fluchtgeschichte, ihre Stärke und ihr Zusammenhalt während der Flucht, mit Hinblick auf ein besseres Leben, ohne die tägliche Angst, sterben zu müssen. Zudem ist es auffällig, dass jedes Familienmitglied anders mit dem Erlebten umgeht, sei es Khalid, der sehr in sich gekehrt ist oder der vierjährige Mosab, der nie zur Ruhe kommt. Aufgrund dessen sind wir sehr dankbar, dass wir über Herrn Fischer den ersten Kontakt zu den Neuankömmlingen herstellen konnten und sich daraus eine wunderbare Freundschaft entwickelt hat. Momentan begleiten wir die Familie bei der Wohnungssuche und hoffen, dass sie bald fündig werden.
Falls jemand Interesse hat, kann er sich gerne bei uns melden oder direkt im Flüchtlingsheim vorbeischauen.
Lorena Hauser und Wencke Lorenz